Was passiert, wenn wir emotional "getriggert" sind und wie wir uns regulieren können
- Michi To
- 5. März 2023
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 1. Aug. 2023
Wir kommen durch Situationen im Leben immer mal wieder an unsere Grenzen und darüber hinaus. Nicht jede Situation, die ein Gefühl in uns auslöst oder die in uns einen Widerstand erzeugt, ist ein Trigger im klassischen Sinne. Bei einem emotionalen Trigger wird eine automatische Reaktion unseres Nervensystems ausgelöst. Wir verlieren die Kontrolle über die Reaktion im Inneren. Es gibt eine Rückkopplung zu einer früheren Situation und früheren Gefühlen (meist aus der Kindheit). In diesen Momenten rutschen wir aus dem „Erwachsenen-Bewusstsein“ in das „Kind-Bewusstsein“. Das Nervensystem „weiß“ in diesen Momenten nicht, dass wir schon erwachsen sind und mittlerweile andere Bewältigungsstrategien haben bzw. wir in der Situation nicht mehr die gleiche Notlage haben wie damals. Es gibt allerdings Parallelen, die unser Gehirn an die alte Situation erinnern. Das geht alles so schnell und aus dem Zustand der Stabilität und der Regulation kann ganz schnell die Wahrnehmung da sein, dass uns "der Boden unter den Füßen weggezogen" wird. Im Grunde geben uns emotional herausfordernde Situationen die Möglichkeit, daran zu wachsen und uns noch besser kennenzulernen. Vermeiden können wir nicht, dass das Leben uns bewegt. Ich stelle mir immer eine Surferin vor, die auf den Wellen des Ozeans des Lebens reitet. Was machen wir, wenn wir getriggert sind?
Wahrnehmen was ist
Erstmal gilt es wahrzunehmen, dass es sich um einen Trigger handelt und wir gerade unseren regulierten und zentrierten Zustand verlassen haben. Ausagieren der Gefühle oder Überschusshandlungen sind diesem Zustand meist keine gute Idee. Selbstannahme Wir erleben eine menschliche Reaktion und sind in eine Not gekommen. Wir tun uns nichts Gutes damit, wenn wir uns jetzt noch verneinen und beschämen. Manchen Menschen hilft es, die Instanz einer guten Freundin bzw. eines guten Freundes in sich zu kultivieren. Abstand gewinnen und mit sich selbst geduldig sein Es gilt wieder im Hier und Jetzt anzukommen, wieder handlungsfähig zu werden. Dies kann einige Zeit in Anspruch nehmen. Manchmal einige Minuten, manchmal Stunden, manchmal Tage. Co-Regulation Als Kinder benötigen wir unsere Bezugspersonen zur Regulierung von schwierigen Gefühlen. Als Erwachsene funktioniert dies in Momenten des getriggert-sein auch oft gut, da in solchen Situationen unsere kindlichen Anteile aktiviert wurden. Daher hilft oft Augenkontakt zu einer vertrauten Person und darüber sprechen. Eine Umarmung und Mitgefühl durch andere Menschen erweisen sich oft als regulierend. Selbstfürsorge Oft sind es ganz basale Dinge, die zur Regulierung gebraucht werden. Essen, Trinken, Schlafen, Laufen gehen, in der Natur sein, Sport machen, ein warmes Bad nehmen. Sich selbst halten Den verletzten Teilen selbst einen Halt geben (lernen). Sich eine gute Mutter/ein guter Vater sein.
Körperarbeit Atemarbeit und bestimmte Techniken, die eine Beruhigung des Nervensystems über den Vagusnerv ermöglichen. Ablenkung und ins Tun kommen Erstmal raus aus dem Strudel lautet die Devise. Das Nervensystem erzeugt einen großen Tumult mit der Idee “draußen vor der Tür steht ein Säbelzahntiger” bzw. mit der Idee “ich bin ohnmächtig und kann überhaupt nichts tun”. Oft ist dann “etwas machen” gut, was dem System andere Signale sendet.
Allgemein gilt, sich selbst besser kennenzulernen und zu schauen, was in solchen Situationen individuell hilfreich ist. Es gibt in diesem Sinne auch keine pauschale Lösung, da wir Menschen mit unseren inneren Strukturen und unseren Nervensystemen unterschiedlich sind.
Wenn wir wieder reguliert sind, können wir uns mit der Lösung der Situation beschäftigen und die ausgelösten Gefühle anschauen. Für mich ist ein Trigger immer wieder eine gute Chance, nach Innen zu schauen, zu sehen, was da noch im Unfrieden ist und vielleicht noch angeschaut und gefühlt werden möchte. Je nachdem, wo wir gerade stehen und wie viel Kapazität (innerlich und äußerlich) gerade da ist, den Gefühlen zu begegnen, können wir eine tiefere innere Arbeit machen.
Es geht auch darum zu akzeptieren, dass es bestimmte Punkte gibt, die in uns aktiviert werden können. Wir tun gut daran, dann zu wissen, worauf unser System reagiert und wir die Situationen meistern können. Wir können dadurch lernen schneller wieder zurückfinden in unsere Mitte und Selbstwirksamkeit.
Bitte beachte, dass meine Beiträge kein Heilversprechen darstellen. Ein therapeutischer Prozess wird von vielen inneren und äußeren Faktoren beeinflusst.

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